Teil 1
Mit diesem Artikel beginnen wir einen neuen thematischen Zyklus, in dessen Verlauf wir verschiedene Aspekte der Reformationsgeschichte auf dem polnischen Gebiet betrachten.
Mit diesem Artikel beginnen wir einen neuen thematischen Zyklus, in dessen Verlauf wir verschiedene Aspekte der Reformationsgeschichte auf dem polnischen Gebiet betrachten.
Unten stehender Artikel stellt die Anfänge der Kirche in Polen vor,
beginnend mit der sogenannten Taufe Polens.
Die Taufe Polens
Mieszko I, der ab dem Jahre 960 regierte, gilt als der Schöpfer des
polnischen Staates. Im Jahre 966 empfing er die Taufe (vermutlich in Ostrów
Lednicki oder in Gnesen). Dies galt zugleich als die symbolische Taufe Polens.
Die Taufe Mieszkos hatte vor allen Dingen eine politische Bedeutung. Er sah
darin die Chance, seine Position und die Einheit des Volkes zu stärken. Er
fühlte sich vom Westen und vom Osten bedroht. Als christlicher Fürst wurde er
zu einem realen Partner für die anderen Herrscher Europas, würdig, um
Handelsverträge und Militärbündnisse abzuschließen. Außerdem benötigte Mieszko
innere Stabilität. Eine einheitliche, das ganze Land umfassende Religion würde die
Position der Regierung stärken.
Es galt jetzt, das Volk zu christianisieren. Wahrscheinlich zum
Jahreswechsel 967/ 968, wurde mit dem Ziel der Missionierung Polens der erste
polnische Bischof, Jordan, berufen (unbekannter Herkunft, gest. im Jahre 982). Mit
ihm kamen andere Geistliche, um die Menschen in der neuen Religion zu
unterrichten. Das Christentum wurde oft unter Zwang eingeführt: Taufe oder
Leben. Mit Gewalt wurden Kultstätten und -objekte zerstört und die heidnischen
Priester ermordet.
Vermutlich sah das Wirken des Bischofs Jordan folgendermaßen aus:
er kam mit den Soldaten Mieszkos an einen neuen Ort, wo diese die heidnischen
Kultobjekte zerstörten. Während einer Woche wurde den Einwohnern die neue
Religion gelehrt und am Samstag erfolgte die Taufe. Dabei wurde von den Leuten
gefordert, sich von Satan loszusagen und danach den christlichen Glauben zu
bekennen. Der Bischof Jordan führte die erste Messe durch, äußerte einige
Lehrsätze und kehrte in die Hauptstadt zurück. Vor Ort blieb ein Kaplan, der
sich um die neuen Gläubigen kümmern, sie weiter lehren und das Kirchenleben organisieren sollte.
Dieses Missionswirken erstreckte sich vor allen Dingen auf die Orte
rund um die Haupstadt und anderen naheliegenden Städte. Gebiete an der
Pereferie warteten lange (manchmal bis zu 200 Jahre) auf Missionare.
Bolesław I Chrobry führte das Werk seines Vaters fort, ebenfalls
oft unter Anwendung von Gewalt. Um das
Jahr 1000 fanden schon Kirchensynoden statt und es existierten einige Diözesen.
Die Situation im 11. und 12. Jahrhundert
In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts folgten unruhige Zeiten
mit Volksaufständen gegen das sich entwickelnde Feudalsystem, an dem die Kirche
einen nicht geringen Anteil hatte- es beschwerte die Menschen mit der Forderung
nach der Abgabe des Zehnten. Am vielen Orten wurden die Kirchen zerstört und
der Klerus ermordet oder vertrieben.
Der König Kazimierz Odnowiciel (1016-1058) baute die
Kirchenstrukturen wieder auf und organisierte sie und verlegte die Hauptstadt
des Landes und der Kirche nach Krakau. Die Kirche organisierte auf dem
polnischen Gebiet Diözesen, die gleichzeitig immer deutlicher zum politischen
Subjekt wurden. Fürsten und Vermögende, die neue Kirchen und Diözesen
stifteten, fühlten sich als deren Eigentümer und mischten sich oft in
Kirchenangelegenheiten ein. Auf diese Weise entstand sehr schnell ein dichtes
Netz von Pfarreien. Zu Ende des 12. Jahrhunderts gab es in der Gnesener
Wojewodenschaft um die 800 bis 1000 Kirchen.
Die Kirche vergrößerte ihren Besitz, oft durch die Gaben
Vermögender. Sie besaß ganze Dörfer und Städte samt deren Einwohner. So
gehörten zum Beispiel dem Erzbischof von Gnesen im 12. Jahrhundert um die 150
Dörfer und zu Ende des 14. Jahrhunderts 11 Städte und 330 Dörfer.
Die Kirche verfügte über riesige Zolleinnahmen, den Zehnten aus der
Feldarbeit sowie die Abgaben aus der Bevölkerung. Der Bischof erhielt diese
Einnahmen und konnte selbst entscheiden, ob er sie für die Pfarrei aufwendete
oder für sich selbst behielt.
Die Kirche wurde finanziell und politisch unabhängig. Sie erhielt
immer mehr Privilegien und besaß ihre
eigenen, unabhängigen Gerichte. Das Christentum
wurde in Polen zur Staatsreligion.
Am wichtigesten waren vor allen Dingen die
öffentlichen religiösen Praktiken und das öffentliche religiöse Verhalten, das
man kontrollieren konnte, also: die Befolgung des Sonntags, Taufen, christliche
Begräbnisse, Fasten und Buße. Eine besonders wichtige religiöse Praktik war
damals das Fasten (sie wurde jeden Freitag sowie während des Großen Fastens
durchgeführt). Der wesentliche Ausdruck des Kirchenlebens war die Messe. Die
Teilnahme der Gläubigen reduzierte sich vor vor allem auf bestimmte rituelle
Gesten und Gesang oder die Beteiligung an Prozessionen. Die Priester der
Pfarreien waren gewöhnlich sehr schlecht vorbereitet. Sie kannten die Liturgie
und die damalige liturgische Sprache, also das Lateinische, nicht gut genug.
Nur die Predigt wurde auf Polnisch gehalten. Ein wichtiges Element der Messe
war das Tragen der Gaben zum Altar. Wahrscheinlich wurde die Messe mit dem
Gesicht zu den Menschen durchgeführt.
Im Laufe des 12. Jahrhunderts entwickelte sich
auch das Klosterleben. Besonders die Benektiner und die Zisterzienser waren in
Polen aktiv. Die Zisterzienser spielten eine wichtige Rolle in der Entwicklung
der Landwirtschaft. Sie führten neue Techniken ein, die die Arbeit auf den
Feldern erleichterte.
Im Jahre 1180 fanden eine Kirchensynode und
gleichzeitig ein Priesterkongress in
Łęczycy statt. Während die Bischöfe das Recht auf die Unantastbarkeit ihres
Gehaltes erhielten, verzichteten die Priester auf das Recht, sich den Besitz
eines verstorbenen Bischofs anzueignen, wie es bis dahin gebräuchlich war.
Reformen im 13. Jahrhundert
Das 13. Jahrhundert war ein Zeitraum der
inneren Erneuerung und der Erneuerung der Einheit des Landes. Die Kirche
spielte dabei eine wichtige Rolle.
Es entstanden Spannungen zwischen dem König
und der Kirche. Wie an anderen Orten Europas, kam es auch in Polen zu einem
Investiturenkampf. Die Kirche strebte nach einer vollständigen Unabhängigkeit
von den weltlichen Herrschern. Der Gnesener Erzbischof Henryk Kietlicz
(1115-1219) forderte die Einführung der gregorianischen Reform (benannt nach
dem Papst Georg VII). Dies bedeutete: freie Wahl der Bischöfe durch das
Kathedralkapitel, der Verzicht der Fürsten auf das Recht der Investituren (bzw.
das Recht auf die Einsetzung der Bischöfe) und einen umfassenden staatlichen
Steuererlass für Kircheneigentum. Er verlangte außerdem die Einführung aller
Łęczycyer Beschlüsse.
Der damalige Papst Innocent III (1161-1216),
der in ganz Europa die sogenannten gregorianischen Reformen einführte, war
bereit, überall einzugreifen, um nur die Macht und Position der Kirche zu
stärken. Wäre das alles gelungen, hätte keine weltlichen Macht das Treiben der
Kirche in irgendeiner Weise in ihrem
Streben nach dem einen Ziel hindern können: der Vormachtstellung der Kirche
gegenüber dem Staat.
In Polen war keiner der Fürsten in der Lage,
irgendetwas gegen den Erzbischof Kietlicz zu unternehmen. Abgesehen davon, dass
die Fürsten untereinander zu uneins waren, um sich dem Vorhaben des Erzbischofs
zu widersetzen.
Der König Władysław Laskonogi (1161-1231)
allerdings gab nicht nach und verursachte damit einen Konflikt, in dessen
Ergebnis ihn der Erzbischof mit einem Bann belegte. Der König antwortete mit
einem Befehl zur Verbannung des Erzbischofs. Der Papst bestätigte den Akt
des Kietliczers und rief den polnischen
Klerus zum Gehorsam gegenüber dem Bischof auf. Das bedeutete nichts Anderes als
der Aufruf zum Widerstand gegen die polnische Regierung.
Der Erzbischof Kietlicz erreichte
triumphierend sein Ziel. Dennoch gelang es ihm nicht, den Problemen innerhalb
der Kirche zu entgehen.
Er wünsche die moralische Erneuerung des
Klerus, u.a. durch das Auferlegen des Pflichtzölibates. Dadurch hatte er viele
Gegner unter den Bischöfen. Die ihn charakterisierende Rücksichtslosigkeit
brachte ihm grundsätzlich viele Feinde ein.
Der nachfolgende Papst, Honorius III, stand
schon nicht mehr auf seiner Seite. Kietlicz starb, von allen verlassen, im
Jahre 1219.
Mit Erzbischof Kietlicz begann eine Reihe von
Konflikten zwischen Kirche und Staat, die sich unter den nachfolgenden Königen
und Bischöfen fortsetzten. Das Ergebnis war der Verlust des staatlichen Charakters
der Kirche. Dagegen wurden die Beziehungen zum vermögenden Adel immer stärker.
Und aus diesen wurden die nachfolgenden Bischöfe rekrutiert.
Zu Ende des 13. Jahrhunderts regierte eine
gewisse Sicherheit im Land, aber die kirchliche Situation war weit entfernt vom
Bild der Kirche, das wir im Neuen Testament finden.
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