2014-12-22

Lukas 2, 1-21 - Weihnachten



Volkszählung
Viermal erinnert Lukas an die Volkszählung. Insgesamt werden mehr Wörter in Zusammenhang mit der Volkszählung benutzt als in Zusammenhang mit der Geburt Jesu selbst. In der Regel ist die Bibel eher sparsam mit Worten. Daher muss die Volkszählung nach Lukas einen großen Eindruck    auf die Menschen gemacht haben. Heute ist es schwer zu rekonstruieren, um welche Volkszählung es sich handelte, aber zweifellos war dies für die damaligen Leser des Evangeliums nach Lukas bekannt. Auf diese Weise konnten sie die Geburt Jesu in den historischen Kontext stellen.

Volkszählungen fanden von Zeit zu Zeit statt. Das Ziel einer Zählung war unter anderem Steuern einzutreiben, sowie die Männer für den Militärdienst zu registrieren. Durch die Durchführung einer Zählung, die alle Einwohner des Imperiums betraf, zeigte Rom deutlich, wer die Regierungsmacht ausübt. Jeder muss sich anpassen und dadurch seine Loyalität zu Rom beweisen.

Der Kaiser Augustus ordnete diese Volkszählung für „die ganze Welt“ (griech. Oikomene) an. Er wollte dadurch zeigen, dass er der souveräne Herrscher über die ganzes Welt ist.
Die Volkszählung bedeutete für die gewöhnlichen Leute, dass sie mit denen konfrontiert wurden, die sie in korrupter Weise regierten. Während der Volkszählungen kam es oft zu Unruhen, Aufständen und Revolten. Sie lösten Diskussionen aus und die Menschen wollten wissen wer regiert und warum.Und wer auf Kosten von wem lebt. Es regte sich aufs Neue die Frage, wann dieses ungerechte, korrupte System sich endlich zum Besseren ändert.
Während diese Manifestation an die souveräne Herrschaft des Kaisers erinnert, wird der wahre König der Welt geboren. Und das in einer Weise, die unbemerkt von den Römern bleibt. Über die Geburt des Königs werden weder der Kaiser Augustus informiert, noch der Statthalter Syriens, sondern die in der Gesellschaft am meisten Verachteten: Die Hirten.
Hier bemerken wir etwas, was sich in der Bibel fortwährend wiederholt: „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.“ (Lukas 1, 52).
Der Kaiser Augustus war der erste römische Kaiser und Gründer des römischen Imperiums, das der Welt Frieden brachte, den sogenannten PAX Romana. Er erhielt im Jahre 27 v. Chr. den ehrenhaften Titel Augustus mit der Bedeutung „Der, welcher erhöht ist“, „Dem, welchen die Verehrung zusteht.“ Es sind Inschriften mit folgender Beschreibung seiner Person erhalten: „Der göttliche Kaiser Augustus, der Sohn Gottes, der Herr der Erde und des Meeres, der Wohltäter und Erlöser der ganzen Welt..“ Im Imperium entfaltete sich ein Cäsarenkult, in welchem der Kaiser wie ein Gott verehrt wurde.

Der souveräne Kaiser ordnet eine Volkszählung an, aber es zeigt sich bald, dass sie ein Teil des Planes Gottes ist. Der Prophet Maleachi sagte, dass der Messias in der Stadt Davids, in Bethlehem, geboren wird (Maleachi 5, 2). Die Reise von Joseph und Maria nach Bethlehem ist eine Folge des „allmächtigen“ Dekrets des Kaisers Augustus, aber das Dekret des Augustus dient nur den Plänen Gottes. Das große und mächtige Rom ist nur ein Diener des allmächtigen Gottes.

Jesus wird geboren
In Bethlehem, als die Zeit erfüllt war, wurde Jesus geboren. Die christliche Tradition sagt, dass, als Joseph und Maria nach Bethlehem kamen, sie keinen Platz in der Herberge finden konnten und in einer Stall oder einer Grotte blieben, wo in der selben Nacht Jesus geboren wurde. Jedoch zeigt die genauere Betrachtung des Textes etwas Anderes.

Joseph und Maria kamen nach Bethlehem, und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Es ist auch möglich, es so zu übersetzen: während sie dort waren. (V6). Nichts im Text deutet darauf hin, dass Jesus gleich geboren wurde. Der Text sagt einfach, dass Joseph und Maria in Bethlehem waren und während ihres Aufenthaltes kam die Zeit der Geburt des Sohnes.

Die christliche Tradition sagt, dass Jesus im Stall geboren wurde. Das Einzige, was im Text eventuell darauf hinweist, ist der Fakt, dass das Kind in einem Trog oder einer Krippe gelegen hat. Die Häuser auf dem Land waren damals klein und enthielten normalerweise nur einen Raum, der gleichzeitig für die Tiere und die Menschen genutzt wurde. Nur die Reicheren besaßen einen eigenen Raum für die Tiere. Der erste Teil der Wohnung war der Platz, an dem die Tiere über Nacht bleiben konnten (während des Tages waren sie draußen). Der zweite Teil des Hauses hatte gewöhnlich einen erhöhten Fußboden und dort befand sich der Raum, in dem die Leute schliefen. Oft war der Trog (oder die Krippe) in diesem erhöhten Fußboden ausgehölt. Jedes größere Haus enthielt einen oder mehrere Tröge. In Palästina lebten die Menschen so bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts.
Der biblische Text sagt nicht, dass Jesus in einem Stall geboren wurde, sondern nur, dass er in eine Krippe gelegt wurde, einen Futtertrog, den jedes Haus auf dem Land besaß.

In den meisten Bibelübersetzungen findet sich der Text so übersetzt, dass kein Raum in der Herberge war (V 7). Das ist eine seltsame und unlogische Übersetzung, denn im griechischen Original war das ein gebräuchlicher Ausdruck (gr.: kataluma), der Gästezimmer bedeutete (wtl: Platz zum Ankommen).
Genau der gleiche Ausdruck wurde gebraucht, als Jesus Seine Jünger bittet, einen Obersaal für das Abendmahl vorzubereiten (Lukas 22, 11). Dieser Saal wird auf griechisch kataluma genannt.
Der normale, die Gastfreundschaft bezeichnende Ausdruck, ist anders. Z. B. ist im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter von einem Gasthaus die Rede, für welches im Griechischen auch der Ausdruck Gasthaus verwendet wird (Gr.: pandocheion, Lukas 10,34). Außerdem ist es wenig glaubwürdig, dass überhaupt Gasthäuser in Bethlehem existierten, denn es war ein kleines Städtchen,das nicht an der Hauptroute lag.
Außerdem stammte Joseph aus der königlichen Familie in Bethlehem. In der klassischen Kultur des Nahen Ostens waren Familienverbindungen sehr wichtig. Da Joseph Familie in Bethlehem hatte, ist es kulturell unmöglich, dass niemand ihn mit seiner schwangeren Frau aufgenommen hat. Die Dorfhäuser waren zwar nicht sehr groß, aber oftmals gab es für Gäste ein Zimmer im Anbau oder auf dem Dach oder aber im hinteren Teil des Hauses (s. z.B. das angebaute Zimmer für den Propheten Elisa 1. Könige 17, 19). Der griechische Ausdruck kataluma wird auch in diesem Fall benutzt. Wir können uns leicht vorstellen, dass in dieser Zeit, als viele Leute in ihre Städte gingen, um sich aufschreiben zu lassen, alle Zimmer voll waren. In einem Raum voller Menschen gibt es keine günstigen Bedingungen für die Geburt eines Kindes.

Der Engel verkündigt den Hirten
Hirten gehörten zu den ärmsten Bauern. Sie wurden angemietet, um die Herden der Reichen zu hüten. Oft lebten sie die ganze Woche auf den Weiden und zogen, fern von der Stadt, von Ort zu Ort. Hirten waren nicht nur arm, sondern auch vom Großteil der Menschen verachtet. Wegen  der auf ihre Art anspruchsvollen Arbeit des ständiges Umherziehens, waren sie nicht in der Lage, die den Sabbath betreffenden Vorschriften zu halten, die für fromme Juden ungemein wichtig waren.
Die Pharisäer legten fest, dass Stimme und Zeugnis eines Hirten im Gericht nicht gelten. Hirten wurden als nicht vertrauenswürdig betrachtet, als umoralische, stinkende Ignoranten.
Hirten wurden so wahrgenommen und behandelt, wie  in vielen Städen Polens und außerhalb Polens Roma und Sinti heute gesehen und behandelt werden. Und genau sie waren es, die als   die Ersten von der Geburt des Messias hörten!

Zu Beginn der Geschichte war die Rede vom größten Herrscher der Welt. Doch die Geburt des wahrhaft größten Herrschers der Welt wurde Menschen mit dem niedrigsten Stand der Gesellschaft offenbart. Der Kaiser und die römische Regierung wussten nichts davon.

Wir können diesen Kontrast festhalten: Der Kaiser Augustus, der Kaiser der Welt, der größte Mensch der Welt, hörte nichts von der Geburt des größten Königs. Aber die provinziellen Hirten, arm und verachtet, sind die Ersten, die davon erfahren. Die gute Nachricht kam zuerst zu Bauern, einfachen Leuten, die Niedrigen (oder Armen) werden erhört (1, 52).

Ähnlich wie im Fall des Zacharias (1, 12) oder Marias (1, 29-30), löste der Anblick des Engels bei den Hirten große Angst aus. Denn ein Engel besitzt nicht die Gestalt eines süßen Kindes, wie es in der christlichen Tradition oft dargestellt wird. In der Bibel bewirkt die Erscheinung eines Engels bei den Menschen immer Furcht.
Die Hirten waren in der dunklen Nacht bei den Herden und erblickten plötzlich um sich herum ein Licht, dass an das Wort Jesajas über die Menschen in der Finsternis erinnert, die ein großes Licht gesehen haben (Jesaja 9, 1, siehe Lukas 1, 79).
Der Engel des Herrn verkündigt den Hirten, dass der Messias geboren wurde. Er informiert nicht die Eltern Maria und Joseph darüber, sondern außenstehende Menschen. Nicht nur, dass sie nicht zur Familie gehört haben. Als Zulage befanden sie sich beinahe außerhalb der Gesellschaft. Denn die Geburt Jesu ist keine Familienangelegenheit, sondern berührt die ganze Welt, die ganze Menschheit.

Das Evangelium
Der Engel verkündigte die Gute Nachricht, bzw. das Evangelium (das Wort Evangelium bedeutet wörtlich gute Nachricht). Der Ausdruck Evangelium- Gute Nachricht ist schon aus dem Alten Testament bekannt. Unter den Juden im 1. Jahrhundert n.Chr. war die sogenannte Septuaginta sehr populär, die griechische Übersetzung des Alten Testamentes (der Apostel Paulus z.B. zitiert oft gerade aus dieser Übersetzung). In der Septuaginta, im Buch Jesaja, wird das Wort Evangelium in dem Moment gebraucht, als Jesaja über die Herolde spricht, die das Kommen des Herrn verkündigen (Jesaja 40, 9) oder den Anfang der Regierung Gottes in Frieden und Gerechtigkeit (Jesaja 52, 7). Oder auch in dem Zusammenhang, dass der Messias für die Erniedrigten kommt (Jesaja 61, 1-2).

In der griechisch-römischen Welt war der Ausdruck Evangelium bekannt und hatte eine politische Bedeutung. Der Zeitraum nach dem plötzlichen Tod des Kaisers oder während des Krieges stellte eine Zeit der Unsicherheit und Bedrohung dar. Im Moment des Kriegsendes oder der Einsetzung eines neuen Kaisers auf den Thron ritten die Herolde durch das ganze Land und verkündigten überall: Evangelium (gute Nachricht): Wir haben einen neuen Kaiser! Das war eine gute Nachricht für die Menschen, denn sie bedeutete eine Zeit des Friedens.

Der Engel verkündigte: Evangelium, also eine gute Nachricht: Der König der Welt ist geboren. Nicht der römische Kaiser, sondern Jesus Christus ist der wahrhafte König und Kaiser. Das Evangelium hat auch ein politisches Ausmaß, wenn es sich gegen die Regierungen der Welt stellt.
Die Hirten lebten in der Wirklichkeit, durch den römischen Kaiser regiert zu sein, aber der Engel verkündigte ihnen, dass ein neuer, besserer Herr, „Kaiser” geboren ist. Das bedeutet den Anfang einer neuen Wirklichkeit.

Der Engel gibt nicht den Namen Jesus, aber er beschreibt genau, wer Er ist: Der Heiland, der Christus, der Herr. Das erinnert an die Worte aus Jesaja 9, 1-7.

Der Ausdruck Heiland (gr.: soter) war vollkommen bekannt in der griechisch-römischen Welt. Es sind Schriften erhalten, in denen der Kaiser Augustus „der Heiland aller Menschen...” genannt wird. Aber auch Götter und z.B. Ärzte wurden nicht selten als Heilande bezeichnet.
Im Alten Testament wird der Ausdruck Heiland besonders in Bezug auf Gott benutzt, der Sein Volk Israel rettet (z.B. 1.Samuel 10,19, Jesaja 45,15. 21 u.a.).
Die Geburt Jesu stellte den Status des Kaisers Augustus in Frage, wenn nur Er, Jesus, der wahre Sohn Gottes, der wahre Heiland ist.

Christus ist die griechische Übersetzung des Wortes Messias, das „gesalbt” bedeutet. Es ist die Person, von Gott gesalbt, um sein Volk zu retten. In vielen Stellen des Alten Testamentes ist die Rede davon, dass die Juden in der Erwartung des Kommens des Messias lebten.
Herr (gr. Kurios) hat auf griechisch die Bedeutung eines Ehrentitels (Höflichkeitswendung), so etwas Ähnliches wie geehrter Herr. Es wurde hauptsächlich als eine Wendung für Wohltäter oder Schirmherren (Betreuer, Protektoraten) verwendet. Später wurde es besonders im Zusammenhang mit dem Kaiser Augustus benutzt.
In der Septuaginta wird der hebräische heilige Name Gottes JHWH mit Kurios übersetzt.
Wenn im Neuen Testament Jesus  mit dem Wort Kurios benannt wird, war das sehr deutlich für die damaligen Juden, denn es bedeutet die Offenbarung Gottes JHWH selbst in Jesus und daher ist Jesus Gott (siehe 2. Korinther 4,5; Philliper 2,11; 1. Korinther 12,3).

Der Säugling im Futtertrog, bzw. in einem einfaches Haus auf dem Land. Das war eine gute Nachricht für die Hirten. Wäre der Messias- König, wie erwartet, im Palast in Jerusalem geboren, hätten die Hirten niemals zu Ihm gelangen können. Aber Jesus ist Gott, der Mensch geworden ist, der einer von ihnen geworden ist, einer von uns. Jesus wurde in einem einfachen Dorfhaus geboren, ähnlich dem, in dem die Hirten wohnten. Sie konnten ungehindert zu Ihm kommen, denn so nah ist Gott den Menschen gekommen.

Große, bedeutungsvolle Worte umschreiben Jesus: Messias, Herr, Heiland.
Der Kontrast zur Wirklichkeit ist riesig: Ein Kind, gewickelt in Stoffstücke, in einem Futtertrog liegend in einem Bauernhaus. Gesehen mit menschlichen Augen waren das keine guten Vorraussetzungen für den neugeborenen Messias-König, aber wie so oft bei Gott ist alles umgekehrt und anders, als wir Menschen es uns vorstellen.

Das Heer der Engel
Plötzlich erschien ein Heer, eine Armee von Engeln. Im Alten Testament bedeutet der Ausdruck das Heer Gottes (1. Könige 22,19; 2. Chronik 33,3; Jeremias 8,2).
Der Tempel in Jerusalem war zu dieser Zeit der Ort, an dem sich Himmel und Erde, Gott und Mensch trafen. Der Tempel war das Zentrum des Lebens der religiösen Juden und für sie war das sogar das Zentrum des Kosmos. Aber Gott verkündigt die Geburt des Messias nicht in diesem Tempel, sondern draußen und zudem von allen verachteten Menschen, die außerhalb der Gesellschaft standen.
„Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.” (Lukas 1, 52).
Das ist ein deutliches Zeichen, dass die neue Welt, die neue Ära, welche mit dem Messias begann, völlig anders ist. Nicht der Jerusalemer Tempel wird das Zentrum sein, sondern Jesus, der Messias, ist das Zentrum und er wohnt unter den Menschen.

„Und Frieden auf Erden..” Israel lebte in der Hoffnung auf das Kommen des Messias, der ihnen Frieden bringt. Der Kaiser Augustus brachte Frieden, den Pax Romana für die Menschen, aber der Engel verkündigte, dass nicht der Kaiser, sondern der Messias den wahren Frieden bringt für alle Menschen. Hier wird schon der universelle Charakter sichtbar: Der Messias kam nicht nur für das Volk Israel, sondern für die gesammte Menschheit (siehe Lukas 1,55. 73. 78-79; 2,10. 14).
Frieden bedeutet mehr als ein Ende des Krieges. Es ist der hebräische Ausdruck sjalom, was Frieden im vollkommen Sinn bedeutet: Frieden, Gerechtigkeit, Glück, Gesundheit (siehe Jesaja 9,5,; Ks. Micha 5,4).
Der Messias bringt neuen Frieden zwischen Mensch und Gott. Sjalom ist für die Menschen Seines Wohlgefallens. Gott gibt den Menschen, die Ihm selbst gefallen, die Er erwählt hat, Frieden. Das bedeutet nicht, wie es oftmals schlecht übersetzt wurde, dass er für Menschen guten Willens ist.

Die Verkündigung der Hirten
Wie reagieren die Hirten? Mit Unglauben, ähnlich wie Zacharias? Oder ähnlich wie Maria, mit Glauben? Die Hirten machten sich auf den Weg, suchten und fanden das Kind, so wie es der Engel gesagt hatte. Danach verkündigten sie den Einwohnern Bethelehems, was sie gesehen und gehört hatten. Die verachteten, suspekten, stinkenden Hirten waren die ersten Verkündiger des Evangeliums.

Heute
Die christliche Tradition hat aus Weihnachten ein Familienfest mit netter Atmosphäre und süßen Bildern, mit Weihnachtsbaum, Krippenspiel und vor allem einem festlichen, wohlschmeckenden und üppigen Essen gemacht. Oft fehlt in dieser wundervoller Szenerie die wirkliche Überlieferung und Bedeutung der Geburt Jesu. Die wirkliche Überlieferung von Weihnachten, wie sie das Evangelium berichtet, ist nicht erwünscht.
Weihnachten bedeutet, dass Gott konkret in der Geschichte am Wirken ist, bedeutet, dass eine neue Ära in der Geschichte der Menschheit beginnt. Die Geburt Jesu bedeutet nicht nur Frieden, sondern auch eine Kriegserklärung an die  Diener der Finsternis

Für viele heute ist der christliche Glaube zu einer Privatangelegenheit geworden. Täglich funktionieren wir in einer Gesellschaft, die mit dem Christentum nicht viel gemeinsam hat. Wir sind es gewohnt, uns gut anzupassen und zuhause und in der Kirche leben wir in der christlichen Welt.
Wir behandeln den christlichen Glauben wie etwas ausschließlich Geistliches, verbergen ihn manchmal tief und achten darauf, dass der Rest der Welt nichts davon bemerkt.
Aber der Glaube sollte für uns das Wichtigste sein,bedeutet er doch Erlösung, ewiges Leben, unsere Vorbereitung auf das ewige Leben mit Gott im Himmel.
Jesus verkündigt, dass Gottes Königreich schon auf dieser Erde ist. Nicht in seiner Fülle, aber es ist schon da. In der Fülle wird es erst da sein, wenn Er wiederkommt. Mit der Geburt Jesu hat Gottes Königreich auf der Erde bereits begonnen. Unsere Aufgabe als Gläubige ist, dies auf der Welt sichtbar zu machen. Die Engel,die die Geburt Jesu verkündigten, waren kein Chor hübscher, singender, süßer Gestalten mit Flügeln am Himmel, wie sie auf vielen Bildern dargestellt werden. Die Engel waren die Heeresmacht Gottes, die verkündigten, dass Gott endlich gekommen war, um die Regierung auf der Erde zu übernehmen.
Der Messias bringt den wahren Frieden, aber zuerst folgt Krieg. Der Satan, der große Widersacher, will diesen Frieden nicht, sondern will alles, was von Gott kommt, zerstören.
Weihnachten bedeutet gleichzeitig Frieden und Krieg auf der Erde und in dieser Wirklichkeit leben wir heute. Es ist ein geistlicher Krieg, ein Kampf, denn der Satan wünscht sich am allermeisten die Zerstörung und Versklavung der Menschen. Er will ihre Aktivitäten schwächen und sie einschläfern.

Das Leben als Christ bedeutet nicht Idylle und passive Selbstzufriedenheit, sondern aktives Leben, ein Leben nicht ohne Kämpfe (siehe z.B. Epheser 6,1-10).
Das Evangelium ist keine private Angelegenheit, sondern hat sowohl eine geistliche als auch eine politisch- gesellschaftliche Dimension. Christen sollen aktiv sein, was Jesus wiederholt unterstreicht (am stärksten vielleicht in Matthäus 25,31-46).
Wir wissen,dass wir aus der Gnade leben. Wir dürfen nicht in die Falle geraten,dass wir für unsere Errettung arbeiten müssen. Aber das Leben im Glauben, das Leben als Christ, muss ein aktives Leben sein und die Hauptsache dessen soll die Verkündigung des Evangeliums durch das eigene Leben und das Wort sein.

Gläubig zu sein, ein Jünger Jesu zu sein, bedeutet automatisch, der Welt entgegen zu stehen. Das wiederum bedeutet den Widerstand der Welt, den Widerstand der Regierenden dieser Welt und ihrer Bürger. Christ sein bedeutet, dass du den Frieden Gottes besitzt, aber du hast keinen Frieden auf dieser Welt.
Sich im 1. Jahrhundert zu Jesus als König zu bekennen bedeutete politischen Widerstand gegen die Regierungen der Welt. Heute ist es ähnlich. Wenn wir Jesus nachfolgen, bedeutet das, dass wir für die selbstzufriedene, passive Welt Rebellen sind.